[roman:] Cassel [/roman] den [roman:] 8.76. 1886. [/roman]

Mein inniggeliebter [roman:] Hermann ![/roman]

Du denkst gewiß ich wollte Gleiches mit Gleichem vergelden, daß ich Dich so lange auf einen Brief warten lasse, doch, ist daß nicht so kein Tag & keine Stunde vergeht wo ich nicht an Dich mein Liebling denke & mich der schönen Zeit erinnere wo wir das Glück hatten Dich mein liebstes Herz hier zu haben. Wie ganz anderst ist es dies Jahr. Den ganzen Winter bin ich leident gewesen & von [roman] März, [/roman] an recht krank. Wochen lang habe ich zu Bett liegen müssen & heute fühle ich mich noch so schwach & elend, daß ich fast alle Hoffnung aufgegeben habe jemals wieder gesund zu werden. O [roman:] Hermann [/roman] könntest Du doch nur eine Stunde bei mir sein, ich möchte Dir so viel sagen._ Mein Herz

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Herz thut mir so wohl & meine Nerven sind so angegriffen, daß ich den ganzen Tag weinen könnte, ausgehn kann ich nicht viel da mich jeder Weg angreift, Du kannst Dir denken wie trostlos es ist sich so schwach zu fühlen & dann den ganzen Tag, zu Hause sein müssen. Der Dr sagt ich müßte ein halbes Jahr mal aus allen raus, daß geht aber doch nicht & muß ich so warten bis es besser wird. [roman] Mama [/roman] geht es Gott sei dank ziemlich gut, sie hat viel zu schaffen, da ich gar nichts machen kann, hat sie mit mir auch noch Last. Im Garten ist [roman] Mama [/roman] wie jedes Jahr auch fleißig & ärgert sich tüchtig dabei, wie es im Garten aussieht kann ich Dir nicht sagen, da ich ihn dies Jahr noch nicht betretten habe. [roman] Papa [/roman] geht es eine Zeit wie die Andere; das Greiner schmeckt ihm dies Jahr auch wieder & hat er viel Langeweile, ich glaube er möchte den ganzen Tag

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Tag Karten spielen. [roman:] Ada [/roman] geht es gut sie wächst tüchtig & wird jeden Tag wilder, sie hat Dir schon lange einen Brief geschrieben. Deine beiden l. Briefe sowie 2 mal Zeitungen habe ich erhalten & sage Dir herzlichen Dank dafür. Bitte danke doch auch [roman:] Adolph [/roman] für seinen l. Brief nebst Bild, ich habe mich sehr darüber gefreut er ist ein herziger Junge ich muß das Bild immer ansehn, so gut gefällt es mir, Deine Jungen sind Alle hübsch & haben so etwas liebes wie kann das anderst auch sein da sie einen so reizenden [roman:] Papa [/roman] haben. Wenn ich wieder in besserer Stimmung bin werde ich an [roman:] Adolph [/roman] schreiben._

Tante [roman:] Louise [/roman] hat große Sehnsucht nach mir sie hat das l. Gretchen geschickt, leider kann ich sie nicht besuchen. Das letzte mal als ich bei ihr war, war sie wieder so abscheulich garstig, daß ich am liebsten gleich

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gleich wieder fort gegangen wär, sie legt jetzt fleißig Geld für den Schutzengel von [roman:] Helsa [/roman] an, wenn sie es so weiter macht, so brauchen wir auf keins zu warten. Der Brief hat hir wieder eine Zeit geruht, weil ich wieder im Bett liegen muß, o mein Herzensliebling, könntest Du doch einmal bei mir sein._ . Meine alte Freundin Frau Oberst v. [roman:] Fragstein [/roman] ist Ostern gestorben._ In [roman:] Eiterhagen [/roman] ist eine kl. Tochter angekommen. Onkel Curt & T. S. lassen Dich herzlich grüßen & werden bald schreiben. O. C. kommt jetzt auch nicht, er hat einen schlimmen Fuß. [roman:] Hedwig & W. [/roman] sowie Tante [roman:] Elsa [/roman] lassen auch herzlich grüßen, ich bin das ganze Jahr einmal in [roman:] Wahlershausen [/roman] gewesen._ Nun lebe wohl mein Herzensliebling behalte mich immer lieb & vergiß mich nicht, hab [roman:] Ada [/roman] auch lieb, schreib mir recht, recht bald ich habe so große Sehnsucht nach Dir._

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Grüße Deine [roman] l. Elisabeth [/roman] & die Kinder, Dir tausend Grüße & Küße von Deiner Dich innig liebenden [/roman] Therese [/roman].

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